Eine Branche stellt sich neu auf
2. September 2024
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Das Auto war über viele Jahrzehnte hinweg der Deutschen liebstes Kind. Und auch die Zerspanungsbranche hat sich an der Verbrenner-gestützten Mobilität für lange Zeit gütlich getan. Aber nicht nur das. Man hat mit einer fortwährenden Prozessoptimierung sowohl die Profite der OEMs gesichert – zugegeben: nicht immer frei von Ratio-Zwängen und teils zulasten der eigenen Margen –, als auch die Fahrzeugmerkmale über alle metallischen Komponenten hinweg mithilfe einer immer präziseren, produktiveren und zuverlässigeren Null-Fehler-Fertigung in Richtung Perfektion getrieben.
Jedoch: Im Zuge der Transformationsbestrebungen hin zur Elektromobilität hat diese wichtige Säule für Zerspaner ihre Tragfähigkeit eingebüßt. Zwar hatte man Jahre Zeit, um sich in diversen durchgespielten Szenarien über die Konsequenzen des Wegfalls elementarer Zerspan-Komponenten wie dem Antriebsstrang klar zu werden und um sich bestmöglich darauf vorzubereiten. Mit einem Einbruch der Fahrzeugverkäufe in der aktuell vorliegenden Dimension, verursacht unter anderem durch wankelmütiges Subventionsgebaren der Regierung und eine kaufunwillige Kundschaft, die nach wie vor mit den Begleiterscheinungen der ‘grünen Technologie‘ fremdelt, konnte man nicht rechnen.
Zerspanungs-Dienstleister scheinen gut beraten, ihre Abhängigkeit von der Automobilindustrie, soweit vorhanden, zu minimieren. Dazu passend vermeldete jüngst der VDW für die in ihm organisierten Werkzeugmaschinenhersteller eine neue Nummer eins unter den Absatzbranchen: der allgemeine Maschinenbau hat die Automobilindustrie im vergangenen Jahr vom Thron gestoßen. Auch hier stellt man sich neu auf.
Diversifizieren lautet also das Gebot der Stunde. Wer in neue Märkte und Branchen vorstoßen will, muss die dort jeweils vorherrschenden kritischen Erfolgsfaktoren erfüllen. Dazu zählt in jedem Fall eine nicht minder diversifiziert ausgerichtete Fertigung: flexibler, reaktionsfähiger, günstiger, besser. Mithin automatisierter, digitalisierter und natürlich nachhaltiger. Zu finden ist der letzte Stand der Entwicklungen dazu auf der AMB in Stuttgart sowie in dieser Messe-Ausgabe der WB.