Präsentation des neuen Ausdrehwerkzeugs ‘Supermini‘ bei Horn
Großer Auftritt für ‘Supermini‘
Am Stammsitz in Tübingen und beim Anwender Rich stellte Horn das neue Ausdrehwerkzeug ‘Supermini‘ vor. Das Vielkönner-Tool mit gesinterter Spanformgeometrie verbessert die Spankontrolle in vielen Werkstoffen beim Innen-, Plan-, Kopier- und Rückwärtsdrehen.
22. Juli 2024
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Was mancher Fertigungs-Insider schon lange ahnte, wurde am 11. Juni 2024 real: Die Paul Horn GmbH, Spezialist für Hartmetall-Präzisionswerkzeuge, präsentierte die neueste Version des etablierten, tausendfach verwendeten kleinen Ausdrehwerkzeugs ‘Supermini‘. Nichts weniger als als eine Revolution in der Bohrungsbearbeitung hatte dem Tübinger Hersteller zufolge schon Firmengründer Paul Horn gemutmaßt, als er 1989 das Werkzeug auf den Markt brachte. Und seine Vorahnung sollte sich bewahrheiten. Stetig weiterentwickelt, ist das Werkzeug heute mit 2500 Schneidplattenvarianten und gut 280 Standardhaltern ab Lager, aber auch in Form von über 23.000 Sonderlösungen im Markt präsent – zum Ausdrehen, Profildrehen, Inneneinstechen, Gewindedrehen, Fasen, Axialstechen, Bohren oder Nutstoßen. Rund 20 Prozent des Horn-Umsatzes erbringt ‘Supermini‘.
Geschäftsführer Markus Horn wird selbst überlegt haben, wie er der versammelten Fachpresse die Fortschritte auf den Punkt bringen kann, die Anwender vom neuen Supermini erwarten können. Und er entschied sich für eine einfache und doch umso einprägsamere Formulierung: „Die wichtigste Eigenschaft des neuen Supermini? Er löst das Problem.“ Gemeint ist: Mit dem Supermini Typ 105 habe man es nach rund vier Jahren intensiver Entwicklungsarbeit geschafft, die Bildung langer Späne beim Innenbearbeiten kleiner Bohrungen zu unterdrücken, und das unter wirtschaftlichen Randbedingungen.
Eine Werkzeug-Ikone, die nun auch das leidige Späneproblem löst
Bekanntlich besteht eine der größten Herausforderungen beim Innenbearbeiten in der Bildung langer Späne, vorrangig dann, wenn die zunehmend geforderten bleifreien Werkstoffe zu zerspanen sind. Die Wirrspäne wickeln sich um das Werkzeug, verstopfen Bohrungen oder führen sogar zum Werkzeugbruch. Hier kann eine Spanformgeometrie Abhilfe schaffen, die den Span leitet, formt und bricht.
Solche Spanformer entstanden bislang meist mittels Laser oder Schleiftechnik − ein Vorgehen, das die Kosten der Schneidplatte in die Höhe treibt. Horn dagegen sintert die Geometrie. Weil die Schneidengeometrie weit in den Eckenradius der Schneidplatte reicht, ist eine Spankontrolle auch bei kleiner Zustellung sichergestellt.
Die VHM-Schneidplatte ist ausgelegt für die Bohrungsbearbeitung von 0,2 bis rund 10 mm Durchmesser. Die von Horn für den Rohling entwickelte Tropfenform ermöglicht präzise, große Anlageflächen im Halter; das erhöht die Steifigkeit des Systems und verhindert ein Verdrehen der Schneidplatte. Bei langer Auskragung reduziert die Form die Durchbiegungen und minimiert Vibrationen. Horn bietet die Schneidplatte in drei Größen an (Typ 105, 109 und 110) und in diversen Rohlingstypen. Alle Varianten ermöglichen eine interne Kühlmittelzufuhr an die Wirkzone.
Außer der Geometrie, optimierte Horn den Rohling der Schneidplatte mit einer höheren Steifigkeit und einem noch stabileren Schneidenbereich. Zudem wurde die Zuführung der Kühlfluids überarbeitet. Die neue Schneidplatte ist mit vielen Klemmhaltern des Typs 105 kompatibel. Horn bietet die Schneidplatten in den drei Längen 15,0 mm, 20,0 mm und 25,0 mm) in den Sorten TH35 und IG35 als Standard an. Der Eckenradius beträgt 0,2 mm.
Schneidplattenrohling und Kühlung wurden ebenfalls optimiert
Das außergewöhnlich breite Anwendungsgebiet des Präzisionswerkzeugs ― es eignet sich für Bohrungen ab 6 mm Durchmesser – spiegelt sich laut Horn auch in der Wirtschaftlichkeit wider. So bewegen sich die Kosten des neuen Superminis in einem ähnlichen Bereich wie die einer Standardschneidplatte ohne Geometrie.
Bei den Klemmhaltern kann der Anwender aus einer Vielzahl an Varianten die passende Lösung für seine Bearbeitung wählen. Hierzu zählen Rundschafthalter, Vierkanthalter, Schnittstellen-Klemmhalter sowie einstellbare Klemmhalter für diverse Maschinenhersteller. Bei der Plattenklemmung bietet Horn vier verschiedene Lösungen an: die klassische Schraubenklemmung über eine Kugeldruckschraube, die Klemmung über ein Stirnspannelement sowie das Spannen über ein Abhebe-Element. Für beengte Verhältnisse hat Horn ein schlankes Spannsystem mit der Klemmung mithilfe einer Überwurfmutter im Programm.
Als ‘Testimonial‘ bestätigte Wolfgang Rich, Geschäftsführer des Drehteile-Zulieferers Rich Präzision den Fachjournalisten am 11. Juni am Stammsitz in Riederich die Vorteile des Supermini, und zwar am Beispiel von Schnittstellen-Grundkörpern für das Horn-Werkzeugsystem SX. Rich: „Ein Problem, das wir beim Innenausdrehen der kleinen Durchmesser schon immer hatten, waren lange Späne, die sich um das Werkzeug wickeln. Egal, welcher Werkzeughersteller: Dieses Problem hat jeder.“
Mit der neuen Generation des Superminis Typs 105 löste jedoch Horn das Problem, das sonst nur mit speziell gelaserten oder geschliffenen Sonderschneidplatten in den Griff zu bekommen ist. Wolfgang Rich: „Das Problem mit umwickelnden Spänen war sofort gelöst. Wo wir mit dem Vorgängersystem noch manuell die Späne vom Werkzeug ziehen mussten, sind die feinen Späne durch die neue Geometrie im Spänekübel kaum noch sichtbar.“ Die Standzeiten lägen in demselben Bereich wie die Schneidplatten ohne Geometrie.
Ein Werkzeug, „das so niemand anderes herstellen kann“
Wie genau Horn sein Werkzeugkunststück fertigbringt, blieb naturgemäß an diesem 11. Juni offen; schließlich ist Patent Patent. Fest steht, dass es „etwas ist, das niemand anderes so herstellen kann“, wie sich Markus Horn überzeugt zeigte. Er freue sich auf die Fachmesse AMB, auf der Mitte September der Supermini im Mittelpunkt der Exponatepalette stehen wird, und das neben neuesten Werkzeuglösungen zum Fräsen. „Wir bei Horn verschieben mit Technologie Grenzen“, bekundete der Geschäftsführer am Ende der Veranstaltung. Wer die großen Fortschritte des neuen Supermini betrachtet, sieht keinen Grund, daran zu zweifeln.